Sie sind hier:
  • Entscheidungen
  • Entscheidungsübersicht
  • Abwägung mit den Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit als Voraussetzung für eine Haftentlassung aufgrund einer Rechtsverletzung durch überlange Dauer von Organisationshaft

27.01.2023 - Abwägung mit den Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit als Voraussetzung für eine Haftentlassung aufgrund einer Rechtsverletzung durch überlange Dauer von Organisationshaft

Datum der Entscheidung
27.01.2023
Aktenzeichen
1 Ws 2/23
Normen
GG Art. 2 Abs. 2 S. 2; StGB § 67 Abs. 1, Abs. 2; StPO § 458
Rechtsgebiet
Strafprozessrecht
Schlagworte
Strafprozessrecht, Strafvollstreckung, Beschleunigungsgebot, Organisationshaft
Titel der Entscheidung

Warning: preg_replace(): Unknown modifier '.' in /srv/nfs-share/data/sixcms/oberlandesgericht/sixcms_upload/templates/template472.php on line 45
Abwägung mit den Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit als Voraussetzung für eine Haftentlassung aufgrund einer Rechtsverletzung durch überlange Dauer von Organisationshaft (161.4 KB)
Leitsatz

1. Der überlange Vollzug von Organisationshaft zur Vorbereitung des Vollzugs einer angeordneten Maßregel begründet eine Verletzung des Freiheitsgrundrechts des Verurteilten.

2. Ob eine festgestellte Rechtsverletzung durch einen überlangen Vollzug von Organisationshaft zu einer Entlassung aus der Haft zu führen hat, ist anhand einer Abwägung zu beurteilen, für die es maßgeblich ankommt einerseits auf die Gefährlichkeit des Verurteilten und die dadurch tangierten Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit sowie andererseits auf Ausmaß und Intensität der Rechtsgutsverletzung durch die verzögerte Sachbehandlung und überlange Dauer der Organisationshaft.

3. Die Beurteilung der Gefährlichkeit des Verurteilten im Rahmen dieser Abwägung ist vorzunehmen auf der Grundlage bestmöglicher Sachaufklärung, was insbesondere auch eine Berücksichtigung des Verhaltens des Verurteilten im Vollzug einschließt. Es kann unter diesem Gesichtspunkt auch eine mündliche Anhörung des Verurteilten geboten sein, bei verbleibenden Unsicherheiten auch die Einholung einer sachverständigen Stellungnahme.

4. Für diese Abwägungsentscheidung stellen ebenfalls bedeutsame Faktoren dar, ob zum Schutz der Sicherheitsinteressen der Allgemeinheit eine therapeutische Anbindung und Kontrolle des Verurteilten bis zur späteren Aufnahme in den Maßregelvollzug erwartbar ist und ob alternativ durch Gewährung von Lockerungen in der Haft die Intensität der Verletzung des Freiheitsgrundrechts gemildert werden kann.